#TheArtOfTheState 05/15 – „Ich fühle mich wie Kafka am Day After. Ich lache höhnisch, macht das Gericht erst diesen Schmutz haftbar“.

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Eigentlich muss man über ihn nicht mehr wirklich viel sagen. Das Diskursalphatier Staiger hat ihn sich in einem wahrlich royalen Verriss zur Brust genommen und eigentlich alles über den Jungen mit dem kümmerlichen Dimitutiv eines Pimmelchen und dem magenwindbetriebenen Riesenego gesagt, was man wissen muss – Zitat:

„Dass Julien Sewering aka Juliensblog ein rassistisches, homophobes, sexistisches Arschloch ohne Geschichtsbewusstsein ist, dürfte eigentlich jedem klar sein, der schon einmal eine oder zwei Folgen seiner Brainwash-Videos angeschaut hat.“

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Nicht, dass ein resthirnnutzender Provokateur eigentlich dieser Mühe wert wäre. Aber viele wussten scheinbar (noch) nicht um die lieblichen Inhalte seiner geifernden Videos. Somit wussten viele scheinbar auch nicht, dass es bereits einige Aufregung auf seriösen Socialmedia-Watchblogs für diese Gewaltphantasienschleuder gab.

Bei mir war es bei der sehr expliziten Vergewaltigungsanleitung vorbei. Andere scheinen sich da weniger schnell beschmutzt zu fühlen, anderen kann es eigentlich nicht schmutzig genug sein, scheint mir, wenn man sich so die Tweets und sonstigen Äusserungen von Julienfans anguckt, deren Alter und IQ ungefähr auf gleicher Höhe zu sein scheinen. Wertes Socialmediazän, du bist ne sehr sonderbare Zeit.

Es war ja nicht das erste Mal, dass Julien irgendwen zu einer kuschelig-geselligen Runde in der Gaskammer einlud. Nur bot er hier erstmalig aktive Mithilfe in Form des Angebots der kostenneutrale Hinbeförderungen von Gewerkschaftlern nach Ausschwitz an. Klar, alles total ironisch, „Je Suis Charlie“-Winkekatze bitte genau hier einblenden. Vernichtungsphantasien sind ja das fünfte Element und so. Jaja, alles total lustig, halt Hashtag #schwarzerHumor dazu phantasieren und schon ist dit alles so humorschwarz wie die Innenseiten der Schlöte dieses Vernichtungslagers (Zuspitzung durch mich – so kreativ ist dieser Mensch nicht).

Aufkleber.

Klar kann man jetzt sagen – ja, ist halt ein Spast, Schmutz usw. (seid kreativ – Pejorative euer Wahl bitte hier ergänzen) – man kann sich natürlich auch wünschen, dass sich irgendjemand ihn argumentativ vornimmt und solange auf ihn eintritt bis er sich am Boden krümmt und wimmernd Papi um Personenschutz anfleht. Aber eigentlich wäre es wie immer: nutzlose Trollfütterung.

Ich schaute mir die Empörungswellen auf meinem Wellenbrecher ne Weile an, futterte gefühlt eine Jahresernte Popcorn und reib‘ mir irgendwann staunend die Augen. Ich mein‘, ich erwarte schon lange keinen Stil oder Anstand mehr im Netz, aber hier war dann selbst für mich irgendwann der Kanal voll. Denn als sich plötzlich klar rechtsorientierte Twitterer wortstark zum Hüter der Menschenrechte und der Meinungsfreiheit aufschwangen, wurde es doch etwas seltsam. Der Scheiss ist anschlussfähig. Und selbst wenn die Zustimmung von dieser Seite ausgeblieben wäre – Menschenhass im Rapgewand ist keine Satire. Es ist Menschenhass.

Screenshot Julian Klein.

Klar, Julien betreibt recht erfolgreich ein Rapbattle, bei dem die Grenzen des guten Geschmacks gerne ma gangbangpenetriert werden, daher sollte man nicht alles hysterisch hochjazzen, was Trollmund von sich gibt. Aber ich kann dem Staiger bei seiner Deutung einfach nicht folgen. Dieser Mann ist nicht vergangenheitsvergessen. Er weiß recht genau, dass es (gegenwärtig zumindest) technisch nicht möglich ist, Gewerkschaftler in Auschwitz auszurotten. Und über seinen Twitteraccount ließ er auch wissen, dass er auch gerne noch ne Sonderschicht (unbezahlt?) einlegt, um seine Kritiker und all die anderen doofen Empörten gen Schlot zu fahren. Er wäre ein guter Verwalter für die Ostgebiete geworden. Entvölkerungsfreudig ist er nahezu.

Der Hauptantrieb dieses Menschens scheint die Quote zu sein, die man am besten und am schnellsten erreicht, indem man immer mieser, immer weiter rechts, immer näher am Strafbestand, immer tiefer unter der Gürtellinie „argumentiert“. Schafft er spielend. Sogar auf den verschiedensten Felder. Frauenhass plus Vergewaltigungsdrohgebärde hatte ich schon erwähnt, oder? Ekliger Mensch mit bestens funktionierenden Ideen und Strategien für die Steigerung der Aufmerksamkeitsökonomie. Hass, Hass, Hass und Häme. Die 4H-Idee.

Klar, geschenkt es gab immer auch extrem grenzwertige Lines und dieses pejorative Wort in Bezug auf die Körperfarbe nutzte nicht nur Curse in seiner Prä-Schlagerphase. Manchen wir uns nichts vor. Hip Hop war auch schon ganz schön oft, ganz schön daneben. Aber es blieb auf das Dissen des Gegners beschränkt. Ebenso wie die Lines bei den Blogbattles, was zwar nicht selten ne ziemlich eklige Angelegenheit ist, aber irgendwie kontextualiert. Is eklig, aber ist Rap.

Julien Klein Karrikatur – #© Graphizzle novizzle.

Ganz was anderes ist es wenn jemand Rapprinzipien auf das Gesamtleben anwendet. Denn dieser quotengetriebene Mensch droppt Aussagen, die eigentlich viel zu absurd sind um sie wirklich ernstzunehmen. Der Stift von Graphizzle Novizzle hat es so brillant auf den Punkt gebracht, dass ich gerne dort anschliessen würde. Aus seinen scheinbar wirklich relevanten Firstworld-Problemen leitet er Ansprüche (und Vernichtungslegitimationen) ab. Was sich aber der Zeichner nicht traute zu sagen war Folgendes: Julien war nicht nicht wegen der verpassten Mediamarktfahrt verstört, sondern…

…die ganze schonungslose Wahrheit ist folgende: Julien hatte einen Zweit- oder Dritttermin beim Penisverlängerer und die Bahn fuhr an dem Tag leider nicht. Meine Quelle konnte diese Informationen sichern und mir übermitteln, aber dann wurde sich gefasst und Julien hat sie, zornig erregt wie er über diesen Scope nun einmal war, in den Zug neben die Gewerkschaftler gesetzt – das twitterte er natürlich nicht, diese Wurst!

Aber kommen wir mal wieder zurück zu den Aussagen. Er machte so absurde, wie falsche (aber halt laute und somit medienökonomisch wirksame) Vergleiche auf, die eigentlich nur noch den Schädeltanz auf der Tischkante auslösen können – beispielsweise, dass der Bahnstreik an Terrorismus grenzt! (hunderttausend Tote / Notstand / meine Penis-OP!) – und Terroristen müssen natürlich auch bestraft werden! Und so leitet er aus dieser kleinen Enttäuschung heraus nicht nur ein richtig ekliges Vernichtungsszenario ab, sondern phantasiert auch noch irgendeine krude Form von Legitimation für den eingeforderten Massenmord herbei, was diese Aussage einfach kurz gesagt abstoßend macht. Geht nicht klar. Selbst für einen Menschen, der ekligen Battlerap goutieren kann, der gerne selbst mal über die Stränge schlägt und oft ermahnt wird, artiger zu sein.

Dass er eklige Sachen sagt, und dass er sich für diese Aussagen feiert und sich dann selbstverliebt und hochvergnügt sein halbopversorgtes Pimmelchen rubbelt – geschenkt! Ich gönne Trollen die Freuden der Handarbeit.

_www.huffingtonpost.de/christoph-hensen/vergasen-strafanzeige-juliensblog_b_7341830.html

Aber wenn er glaubt, dass er so eine abstoßende Aussage treffen müsse und glaubt, dass er damit davon käme, dann muss ich sagen, ich freue mich mehr als Kafka auf den Prozess. Eiszeit für Julien. Keine Tränen für Provokateure. Ich würde mich sehr freuen, wenn er Sozialstunden in einem Vernichtungslager aufgebrummt bekommt – ich würde ihn sogar am ersten Tag hinfahren. Kostenlos.


Tl;dr:
Keine Tränen für Provokateure.
Lasst uns über Juliens Pimmelchen sprechen und später höhnisch lachen.


Portrait #Marcus Dewes.

[Gastkolumne] 

Der digitale Flaneur ist eine originale Oldschoolschleichkatze, straight outta Berlin-Neukölln.
Er fand Torch bereits vor Savas antik. Chillt immer noch mit A E I O U und hat schon mit Flashpunks herumgetobt als die Menschen noch seltsame Hüte und Uniformen trugen. Ein straighter Anhänger der Silonation, der schon den ein oder anderen Westwind geschnuppert hat. Inhaber eines grünen Passes mit einem golden Wookie drauf.

„Der Titel ist ein kleines Spielchen mit der Zuordnung von Worten. Nicht The State of the Art, also der Stand der Kunst, sondern The Art Of The State – also die Schönheit des Punches steht im Zentrum.“

Aufzufinden ist er in diesem Internetz unter @digitaleflaneur. Ab und an schreibt er auch wortreich auf derdigitaleflaneur.blogspot.de.

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