„Vergiss niemals,
woher du bist.“
Eine Redewendung, die auch im HipHop-Sprachgebrauch häufig anzutreffen ist, wird momentan auf beeindruckende Art und Weise in Schmalkalden, Süd-Thüringen, umgesetzt. Die weltweit erfolgreichen Künstler Akut und Case von Ma’Claim laden Kollegen aus aller Herren Länder in ihre Geburtsstadt, um dieser im Rahmen des Urban Art Festivals WALLCOME eine einzigartige Open-Air-Galerie zu schenken.
Insgesamt neun Künstler werden über einen Zeitraum von vier Monaten acht Häuserfassaden ihren – im wahrsten Sinne des Wortes – Stempel aufdrücken. Mural-Art nennt sich das Ganze.
Akut und Case machten ihre ersten Gehversuche im Graffiti in Schmalkalden zu Beginn der 90er Jahre. Ihre Base war das soziokulturelle Zentrum „Villa K“. Dort malten sie, organisierten Veranstaltungen für und mit Gleichgesinnten, und begannen ein umfangreiches Netzwerk aufzubauen.
Nach nun mehr als 20 Jahren erfolgreichen Schaffens haben sie sich zu international anerkannten Künstlern entwickelt. Das Malen hat sie aus der Stadt rund um die Welt geführt, nun bringen sie ihre Freunde und Kollegen in ihre Heimat, um dieser ein einmaliges Geschenk zu machen.
„Egal wo ich bisher war, ich bin immer wieder gern nach Hause gekommen. Und endlich bietet sich auch die Gelegenheit, Künstler aus aller Welt zu mir einzuladen.“
…erklärt Akut den Gedanken hinter WALLCOME. Trotz der Größe des Events soll nach Case auch das Intime nicht verloren gehen:
„Den Künstlern einen Eindruck zu geben wo wir herkommen, ist etwas sehr Privates, fast schon Familiäres und genau so soll diese Veranstaltung laufen. Man kann einen Ort bereisen, um Eindrücke zu sammeln. In unserem Fall hinterlassen wir Spuren, welche als Eindrücke gesammelt werden.“
Den Startschuss gaben ECB und Case persönlich. ECB verewigte sich mit einer für ihn typischen brillanten Schwarz-Weiß-Porträtaufnahme. Vor zwei Jahren entstand sein wohl berühmtestes Bild: Ein knapp 70 Meter großes Mural, das einen Fischer aus Busan in Südkorea zeigt. Es ist zugleich das höchste Mural in ganz Asien.
In den kommenden Monaten werden weitere sieben Künstler nach Schmalkalden kommen, die sich nicht nur hinsichtlich ihrer Herkunft, sondern auch durch ihren Stil und ihre Technik stark unterscheiden.
M-City aus Polen arbeitet vorwiegend mit Schablonen, während Pixelpancho aus Italien den Betrachter in eine vergessene Welt entführt, deren Bewohner alte und kaputte Roboter sind. Der belgische Künstler ROA zeichnet sich durch seinen markanten Schwarz-Weiß-Stil und seine Figuren, bestehend aus Tieren, Bestien und Unmenschen, aus. Die Werke des aus Tel Aviv stammenden Know Hope sind nicht nur Wanderbilder, sondern zugleich Sammlungen und ortspezifische Installationen – zum Teil aus Schutt, Holz, Ziegel oder verwittertem Papier.
Das Künstlerduo Herakut – bestehend aus Hera und Akut – hat vor kurzem besonders durch ihr „The Giant Storybook Project“ für Aufmerksamkeit gesorgt. 15 verschiedene Bilder in 15 Städten ergeben zusammengesehen eine einzigartige Geschichte.
Von der Geschichte geprägt ist auch Andrew Hem aus den USA. Geboren in Kambodscha und früh auf der Flucht vor den Roten Khmer, entwickelte er sich zwischen der sanften animistischen Gesellschaft seiner Vorfahren, und der dynamischen urbanen Kunst seiner harten Nachbarschaft, in Los Angeles.
Neben den Mal-Aktionen ist für September auch eine Festivalwoche geplant, vom 08. bis 14. September, in denen neben den künstlerischen auch pädagogische Aspekte eine wichtige Rolle spielen werden. So sollen Kinder und Jugendliche durch Workshops erste Erfahrung im Bereich Graffiti und Urban Art sammeln.
Eine Dokumentarfilmreihe mit prämierten Werken soll das Thema „Urban Art als Berufung“ beleuchten. In vier Gastvorträgen werden zwei Street Artists, ein Unternehmer und Mitbegründer einer Kommunikationsagentur sowie eine Kulturanthropologin ihre persönliche Sicht der Dinge zu diesem Thema wiederspiegeln. Eine Ausstellung von regionalen und überregionalen Künstlern und ein Graffiti-Battle runden das Ganze dann ab.
Eins steht bereits jetzt fest…
„Wir werden auf ein internationales Kunst-Festival zurückblicken, welches Schmalkalden zu einer großen Open-Air-Galerie für zeitgenössische Kunst gemacht hat.“
_www.wallcome.de &Props für Input und TXT an Raphael H.!