Der Brite und Aktionskünstler Jim Whiting wurde 1951 in Paris geboren und erkrankte als kleines Kind schon an Rachitis. Die Folge war, dass er ein Stützkorsett aus Stahl und Leder tragen. Seither faszinieren ihm mechanische Konstruktion in jeglicher Form.
1984 erregten sein „Unnatural Bodies“ großes Aufsehen und schmückten die Videos von verschiedensten Künstlern. Der größte Durchbruch war mit dem legendären elektronischen HipHop-Track „Rockit“ von Herbie Hancock. Für diesen weltweiten instrumentalen Hit der 1980er wurden ein Grammy und zehn MTV-Awards verliehen. Außerdem machte dieser Song erstmals das Scratchen in der populären Musik sehr bekannt.
Whiting zog es dann irgendwann nach Leipzig, wo er BIMBO TOWN von 1995 bis ’97, in einer 2800 qm großen Halle am Agramarkt, Markleeberg aufbaute. 2004 wurde es in die Halle 7 auf der Baumwollspinnerei verlegt.
„Bimbo“ ist am besten übersetzt als Manta-fahrende Partymietze. Kindlich-naiver Mensch, von seiner Umwelt belächelt, aber mit der Gabe Dinge spontan, ohne Vorbehalte auf sich wirken zu lassen. Er kann vieles pur erleben, ohne daß ihm sein Intellekt einen Streich spielt. Gefühle ohne Verstands-Bremse, Spaß ohne Hemmungen.
BIMBO TOWN ist eine Fantasiewelt, die den Menschen vom Alltag trennen soll, ein Ort zum gehen lassen – ein skurriles, magisches Theater. Sofas und Sessel die Mechanik in sich haben, die Menschen überraschenderweise fressen, sich drehen und hüpfen oder durch den Raum fahren.
Dreidimensionale Bilder an der Bar, an der eine Puppe Schläge mit der Handtasche verteilt. Dazu Wannen mit Schaum gefüllt, in denen nackt mit Bier und Sekt gebadet wird. Wilde Jacken und Mäntel fliegen durch den Raum, die mit „Druckluftmuskeln“ via Bewegungsmelder funktionieren. Wie selbstverständlich war der Besuch mit eigener Währung und vielen gemischten Künstlern & Musikacts am Abend, die lokal aber auch von sehr weit angereist kamen.
In die Halle 7 sollen nur aber das Leipziger Tanztheater, das Lofft und ein Naturkundemuseum einziehen und damit wird das Projekt ad acta gelegt. Nach guten 20 Jahren war nun am 05. & 07. Mai der endgültige Abschied – Grande Finale. RIP.